So funktioniert unsere Stimme

Die Stimme
Mann oder Frau? Die Stimme verrät es oft. (Illustration: Getty)

Männer haben tiefere Stimmen als Frauen, Kinder haben höhere Stimmen als Erwachsene. Ruth Renger erklärt, woran das liegt. Sie ist Logopädin.  Sie behandelt also Menschen, die Probleme mit der Stimme haben.

Wie funktioniert unsere Stimme?

Um zu sprechen, brauchen wir unsere Atmung und unseren Kehlkopf. Der sitzt im Hals, am Eingang der Luftröhre. Im Kehlkopf gibt es zwei Stimmlippen. „Wenn wir Luft holen und diese dann wieder durch den Kehlkopf ausatmen, werden die Stimmlippen in Bewegung gesetzt. Durch die Luft beginnen sie zu schwingen. So entsteht ein Ton“, erklärt Ruth Renger. Das kannst du dir vorstellen wie bei einem Luftballon: Puste hinein und halte die Öffnung bis auf einen winzigen Spalt zu. Wenn die Luft herausströmt, gibt es einen Ton. So ähnlich funktioniert das in unserem Kehlkopf. Ob wir beim Ausatmen einen Ton produzieren, hängt davon ab, ob unsere Stimmlippen offen oder geschlossen sind. „Das steuern wir über Muskeln. Allerdings passiert das ganz automatisch. Wir denken nicht ständig darüber nach“, sagt Ruth Renger. Das ist wie beim Gehen: Das machen wir auch unbewusst, ohne über jeden Schritt nachzudenken.

Warum haben Männer tiefe Stimmen?

Männer haben einen größeren Kehlkopf als Frauen. Bei vielen Männern kannst du einen Teil des Kehlkopfes von außen sehen: den so genannten Adamsapfel. „Die Stimme von Männern klingt auch tiefer, weil sie dickere Stimmlippen haben“, sagt die Expertin. Das ist wie bei einer Gitarre: Die dickeren Saiten klingen tiefer als die dünnen. Männer haben auch einen größeren Brustkorb. Das kannst du mit einem Instrument vergleichen: Ein großer Kontrabass klingt tiefer als eine kleine Geige.

Warum haben Kinder höhere Stimmen als Erwachsene?

„Bei Kindern ist alles viel kleiner, auch die Stimmlippen sind kürzer“, sagt Ruth Renger. Die Stimmlippen wachsen ungefähr bis zum 15. Lebensjahr. „In der Pubertät wechselt die Stimme in eine tiefere Tonlage.“ Übrigens gibt es auch bei Mädchen einen Stimmwechsel. „Der ist aber nicht so stark wie bei Jungen.“ Jungen haben einen so genannten Stimmbruch. Das hört man manchmal: Es klingt so, als würden die Töne wegbrechen oder sich überschlagen. „Das liegt daran, dass die Stimmlippen unterschiedlich schnell wachsen. Sie schwingen dann nicht gleichmäßig.“

Was sagt die Stimme über die Stimmung?

Stimme und Stimmung hängen eng zusammen. Bestimmt kennst du das Gefühl: Wenn du traurig bist, fühlt es sich an, als hättest du einen Kloß im Hals.  „Unsere Gefühle haben Einfluss auf unsere Stimme. Denn unser ganzer Körper ist ein Instrument für die Stimme“, sagt Ruth Renger. Schon kleinste Veränderungen wie Schmerzen, Verspannungen, oder schlechte Laune wirken sich auf die Stimme aus. Wenn du aufgeregt bist, atmest du hektisch. Der Luftstrom im Kehlkopf fließt ungleichmäßig – das hört man deiner Stimme an. Umgekehrt klingt deine Stimme stabiler, wenn du entspannt bist und gute Laune hast. „Die Stimme sagt viel über die Persönlichkeit aus: Menschen, die leise sprechen, sind eher schüchtern und stehen nicht so gern im Mittelpunkt.“

Tipps gegen Aufregung beim Sprechen

1. Achte darauf, tief in den Bauch ein- und auszuatmen. Dadurch entspannst du dich und die Luft fließt gleichmäßig durch den Kehlkopf.
2. Konzentriere dich darauf, langsam zu sprechen. Denn wenn du aufgeregt bist, atmest du schneller. Dann ist es schwieriger zu sprechen.
3. Sprich laut und deutlich, dadurch wirkst du sicherer und selbstbewusster. (kst)

Von Kathy Stolzenbach