Schnee aus der Kanone

Schnee aus der Kanone

Winterzeit ist Schneezeit. Theoretisch jedenfalls. Bisher hat sich dieser Winter nur kaum von seiner weißen Seite gezeigt. In fast allen Skigebieten gibt es deshalb künstlichen Schnee, der grüne Hänge in weiße Pisten verwandelt. Ein Experte der Wintersport-Arena Sauerland erklärt, wie das funktioniert.

Woraus besteht Kunstschnee?

„Kunstschnee unterscheidet sich physikalisch gesehen nicht von natürlichem Schnee“, sagt Julian Pape von der Wintersport-Arena Sauerland. „Er besteht aus Eiskristallen, die nichts anderes sind, als reines, klares, gefrorenes Wasser.“

Wie wird Kunstschnee gemacht?

Schnee besteht aus vielen kleinen Eiskristallen, die meist stark verzweigt sind. Die genaue Form der Schneeflocken hängt von der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit ab. „In der Natur fällt ein Wassertropfen aus großer Höhe zu Boden und hat somit viel Zeit, zu gefrieren“, sagt Julian Pape. Nach genau diesen physikalischen Gesetzen funktioniert auch der Kunstschnee: „Klares Wasser wird mithilfe einer Turbine durch eine Düse gedrückt und zerstäubt. Während die feinen Wassertropfen zu Boden rieseln, gefrieren sie.“ Weil sie so schnell gefrieren, bilden sie allerdings keine feinen Verästelungen, sondern eher runde Schneekörner. „Darum ist Kunstschnee dichter und kompakter als Naturschnee und schmilzt weniger schnell“, sagt der Experte.

Wie kalt muss es sein, damit der Schnee liegen bleibt?

Die meisten Anlagen, die Kunstschnee produzieren, können dies ab einer Temperatur von minus zwei Grad. Allerdings spielt auch die Luftfeuchtigkeit eine Rolle, sagt der Experte. Am besten funktionieren die Anlagen bei Temperaturen von minus zehn Grad und kälter.

Welche Methoden gibt es, um Kunstschnee herzustellen?

(Foto: dpa)Am häufigsten werden Schneekanonen benutzt. Sie sehen aus wie das Triebwerk eines Flugzeugs. In der Mitte des Geräts befindet sich ein Propeller, der einen starken Luftstrom erzeugt. Um diesen Propeller herum befinden sich mehrere Kränze mit Düsen. Aus ihnen tritt ein Gemisch aus Wasser und Druckluft aus.

Der vom Propeller erzeugte Luftstrom transportiert dieses Gemisch auf die Piste. An der kalten Luft und unter Normaldruck kühlt das Luft-Wasser-Gemisch ab, die fein zerstäubten Wassertröpfchen gefrieren und fallen zu Boden.

Wie viel Schnee kann eine Kanone am Tag herstellen?

Das hängt von der Umgebungstemperatur ab. Bei minus drei Grad produziert sie etwa neun Kubikmeter Schnee pro Stunde, bei minus zehn Grad etwa 60 Kubikmeter Schnee pro Stunde. Damit ihr euch das besser vorstellen könnt: Neun Kubikmeter sind 9000 Liter, also 900 große Eimer voll. Naturschützer kritisieren, dass Kunstschnee zu viel Wasser und Strom verschwendet und nicht gut für die Umwelt ist.

Wie lange hält der Schnee?

„Der Schnee wird entweder direkt auf die Piste geworfen, die dann direkt präpariert wird. Oder er wird in großen Hügeln angehäuft und in sogenannten Depots gelagert“, sagt Julian Pape. In beiden Fällen hält der Schnee sehr lange. Denn Kunstschnee schmilzt langsamer als natürlicher Schnee. Das liegt daran, dass die Eiskristalle robuster sind. In den Depots herrschen außerdem kalte Temperaturen, die sehr lange so bleiben – wie in einem Kühlschrank. Auf der Piste sorgen Pistenwalzen dafür, dass die Schneedecke sehr kompakt ist. Dadurch ist der Schnee geschützt, wenn es etwas milder wird.

Von Kathy Stolzenbach

Tags: