Macht euch mit uns Gedanken!

Macht euch mit uns Gedanken!
Dieses Mädchen macht sich Gedanken über Gedanken. (Foto: dpa)

Heute startet in Köln das Philosophie-Festival phil.Cologne. Philosophie kann man frei übersetzen mit „Lust am Denken“. Deswegen machen wir uns heute mal Gedanken über Gedanken. Denkst du mit?

Was passiert beim Denken?

Ganz lange wussten Wissenschaftler nicht, was beim Denken überhaupt im Körper passiert. „Die Forscher haben im Gehirn nach einer Großmutterzelle gesucht“, sagt der Arzt Magnus Heier. „Also nach einer Zelle, die anspringt, wenn wir an unsere Großmutter denken.“ Heute wissen die Forscher: So eine Zelle gibt es gar nicht. Stattdessen gehen unendlich viele Zellen gleichzeitig an, wenn wir an Oma denken. Das Gesicht der Großmutter, ihr Geruch, ihre Stimme werden in unendliche viele Informationen zerlegt. Trotzdem haben einzelne Zellen auch mehrere Aufgaben. Die Zellen, die wir für Oma benutzen sind aber ähnlich mit denen für Opa. Wenn für Oma tausend Zellen anspringen, gehen für Opa dieselben 900 an – aber noch hundert andere, die spezifisch für den Opa stehen. „Ein Gedanke ist also immer der Gleichtakt von einer Million Zellen“, sagt Magnus Heier. Philosophen verstehen das Denken auch als stummes sprechen im Geiste.

Was Bedeutet Denken?

Weil bei einem einzigen Gedanken so wahnsinnig viele Zellen beteiligt sind, können wir immer nur bewusst an eine Sache denken. Wenn wir dann merken, dass wir denken, wissen wir, dass wir da sind. Der Philosoph René Descartes hat dazu einen berühmten lateinischen Satz formuliert: Cogito ergo sum. Übersetzt bedeutet das: Ich denke, also bin ich. Über diesen Satz haben sich schon viele Philosophen gestritten. „Denken über Gedanken ist wichtig, weil es uns zu Menschen macht – und uns von den meisten Tieren unterscheidet“, sagt Miriam Holzapfel. Sie trifft sich oft mit Kindern, um mit ihnen zu philosophieren. „Wenn wir denken, können wir die Welt besser verstehen.“

Wie speichern wir Informationen?

Am Tag sehen, riechen, schmecken, hören und erleben wir so viele Dinge, dass wir gar nicht über alle bewusst nachdenken können. Unser Gehirn ist wie ein großer Schrank mit vielen Schubladen. Sachen, die wir kennen, legen wir direkt in einer speziellen Schublade ab. Beim Gesicht der Oma müssen wir nicht lange darüber nachdenken, ob das unsere Oma ist – das wissen wir schon. Stattdessen können wir uns zum Beispiel aktiv Gedanken darüber machen, wie wir Oma beibringen, dass wir in Mathe nur eine Vier hatten. Je mehr Dinge wir schon erlebt haben, desto einfacher fällt es uns, diese Dinge in die Schubladen einzusortieren. Erwachsene sind also schneller im Einräumen. Deswegen wundern sie sich aber auch nicht mehr über so viele Sachen, wie Kinder das tun – und das ist manchmal ganz schön doof.

Hängen Gedanken und Gefühle zusammen?

Bei wichtigen Entscheidungen sagen manche Leute: Du darfst dich nicht immer so auf deine Gefühle verlassen, das musst du mal mit dem Verstand entscheiden. Doch eigentlich hängen Gedanken und Gefühle ganz eng zusammen, findet Miriam Holzapfel. „Über Sachen, die starke Gefühle in uns auslösen, denken wir besonders viel nach.“ Das ist dir bestimmt auch schon aufgefallen: Wenn du vor etwas Angst hast oder dich sehr über etwas freust, denkst du mehr darüber nach.

Wie formuliert man Gedanken?

Wusstest du eigentlich, dass viele Leute früher (und in manchen Ländern ist das heute noch so) ihre Gedanken gar nicht frei sagen durften? Wenn sie zum Beispiel schlechte Gedanken über den Herrscher hatten, mussten sie die für sich behalten, sonst konnten sie eingesperrt werden. Aus dieser Zeit kommt das Lied „Die Gedanken sind frei“. Denn: „Ich entscheide selbst, was ich von meinen Gedanken preisgebe“, sagt Miriam Holzapfel. Obwohl du die Gedanken deiner Freunde bestimmt manchmal am Gesichtsausdruck ablesen kannst, bleiben deine Gedanken deine Geheimnisse. „Manchmal werden Gedanken aber zu belastend – dann kann es ein schönes Gefühl sein, sie auszusprechen“, sagt Miriam Holzapfel.

Von Angela Sommersberg