Leise rieseln die Erbsen

Leise rieseln die Erbsen

Das Geheimnis wird gelüftet: Im letzten Teil unserer Adventsgeschichte erfahrt ihr, wer Tomtoms Musical zerstören will.

Es war ein Wunder, dass niemand verletzt worden war. Das Dach der Aula war eingestürzt, das Schlagzeug explodiert und die Wand angeschmiert. Tom war völlig fertig. Sein Weihnachts-Musical am vierten Advent konnte er vergessen. Er hatte kein Schlagzeug und der Chor keinen Mut mehr. Auch Milla und Osman ließen die Köpfe hängen.

Es war ausgerechnet Toms kleine Schwester Franzi, die einen Plan hatte: „Die Neinzelmännchen fängt man am besten wie die Heinzelmännchen.“
Auf Franzis Anraten verbreitete Tom das Gerücht, dass die Generalprobe im Probenkeller stattfinden würde. Tom glaubte noch immer nicht an Neinzelmännchen. Aber er tat seiner Schwester den Gefallen und beobachtete am Samstag vor dem vierten Advent die Kellertreppe, auf die Franzi Erbsen gestreut hatte. Tatsächlich ging die Tür zum Probenkeller auf. Dann rannten sie die Treppe runter, rutschten auf den Erbsen aus und purzelten alle durcheinander: Zwölf Zwerge, die schwarze Zipfelmützen auf dem Kopf hatten und schrien: „Nein, nein, nein! Weihnacht soll nicht sein!“
„Ich hab’s gewusst! Es sind die Neinzelmännchen!“ Franzi grinste. Hinter ihnen polterte auch noch der Weihnachtsmann persönlich runter in den Probenkeller.

„Ach du heilige …“, entfuhr es Tom. Der Weihnachtsmann sah Tom streng an. „Sag jetzt nichts Falsches!“ Dann packte er die Neinzelmännchen und steckte sie in einen Sack. „Das könnte euch so passen, ein schönes Weihnachtsfest zu ruinieren! Ab zum Nordpol, da könnt ihr das Polarlicht polieren!“
„Frohe Weihnachten“, murmelte der Weihnachtsmann Tom und den anderen zu. Er streute etwas glitzernden Weihnachtszauber in die Luft. „Das dürfte für das Wunder, das ihr braucht, reichen.“ Er packte sich den Sack mit den Neinzelmännchen auf den Rücken, kletterte auf sein Motorrad und brauste ab in den Himmel.

Ab da lief alles wie am Schnürchen: Der Hausmeister organisierte den alten Elefantenstall im Zoo als Ersatz-Aula, Ida malte das Bühnenbild neu, der Chor stand pünktlich bereit, und als Tom die Bühne betrat, wartete da ein nagelneues Schlagzeug auf ihn.
„Für Tom. Gruß W!“, stand auf einer Karte.

Typisch Weihnachtsmann, dachte Tom und freute sich über das tolle neue Instrument.
Im Publikum saßen nicht nur jede Menge Kinder, Eltern, Lehrer und Großeltern. Auch Alex, seine Bande und der Hausmeister lächelten Tom zu, als er sich auf den Hocker setzte.

Und ganz hinten, in der letzten Reihe, glaubte Tom Zipfelmützen zu sehen. Zwölf Stück. Es waren rote, fröhliche Wichtelmützen. Tom strahlte. Wenn echte Wichtel als Aufpasser in der Nähe waren, dann konnte ja nichts mehr schiefgehen.
O du fröhliche, murmelte Tom glücklich. Dann zählte er einen Takt vor und die Band setzte mit dem ersten Song ein. Laut und knackig wie immer: „Stille Nacht!“

Von Christian Tielmann