Auf der Karnevalssitzung kann es eng werden

Auf der Karnevalssitzung kann es eng werden
Das Kinderdreigestirn (auf der Bühne) begrüßt seine Narren. (Foto: Hennes)

Schon um 15 Uhr ist das Foyer des Pfarrheims von St. Joseph  in Ehrenfeld rappelvoll: Drachen, Meerjungfrauen, Prinzessinnen, Bauarbeiter und Ritter sind mit ihren als Einhorn, Cowgirl oder FC-Fan verkleideten Müttern und Vätern gekommen, um die besten Plätze zu ergattern. Denn sie wissen: Bei der Karnevalssitzung des katholischen Kindergartens wird es eng.

Deswegen gibt es für die Kinder vor der Bühne eine mit Baustellen-Band abgesperrte elternfreie Zone. Betreten nur für kleine Karnevalisten erlaubt.

Eine halbe Stunde später quetschen sich 70 Kita-Kinder auf die kleinen Bänke. Sie feiern heute nicht nur Karneval: Nach anderthalb Jahren, die sie wegen Umbauarbeiten in der Thebäerstraße verbracht haben, können sie ihre Kita in der Klarastraße am Mittwoch wieder in Besitz nehmen.

Und jetzt alle auf Kölsch!

Auf der Bühne steht der erste Höhepunkt der Sitzung  bereit: Björn Heuser, der selbst aus Ehrenfeld stammt, singt mit den Kindern. „Sprecht ihr denn auch Kölsch?“ fragt er, und seine Zuhörer beweisen bei Karnevalsklassikern wie „Trömmelche“ und „’Ne Besoch em Zoo“, dass sie die Mundart ziemlich gut beherrschen. Dann sind sie selbst an der Reihe: Die  Kleinsten aus der Nestgruppe führen zuerst einen Tanz vor, danach folgen die Bären- und die Pinguingruppe.

Auftritt des Kinderdreigestirns

Bei den tanzenden Mariechen können die Zuschauer nur staunen.

Bei den tanzenden Mariechen können die Zuschauer nur staunen.

Der vollgestopfte Terminkalender des Kinderdreigestirns sorgt für eine kleine Pause, doch dann marschieren Jungfrau Viktoria, Bauer Jakob und Prinz Julian auf die Bühne, um von twitternden Jecken zu singen. „Social Jeck“ ist schließlich das Motto der diesjährigen Session.

Mit einer Vorführung der Tanzmäuse der Bürgergarde Blau-Gold Ehrenfeld endet die Sitzung. „Wir sind getauft mit 4711“ singen die Bläck Föss und die Beine der Mariechen fliegen in die Höhe. Zum Schluss verabschieden sich alle gemeinsam mit einem lauten, fröhlichen Gruß: „Tanzmäuse alaaf, Ehrenfeld alaaf, St. Joseph alaaf!“ Bis zum nächsten Jahr, ganz sicher!

Schlaumeierwissen zur Karnevalssitzung:

Sitzungen wurden im 19. Jahrhundert erfunden. Wo? Na klar: in Köln. Die Teilnehmer sollten auf den Sitzungen den Karneval auf der Straße planen. Doch schnell entwickelte sich daraus eine eigene Tradition, bei der gesungen und viel gelacht wurde.

Der  Präsident ist der Chef der Sitzung. Er sitzt mit auf der Bühne. Zehn Kollegen unterstützen ihn, die alle die gleiche Mütze tragen wie der Präsident: die Narrenkappe. Diese elf Personen gehören zu den wichtigsten Organisatoren einer Sitzung und werden Elferrat genannt.

Das Dreigestirn besteht aus Prinz, Bauer und Jungfrau. Sie sind die Herrscher im Karneval, die auch Tollitäten genannt werden. Jedes Jahr wird ein Dreigestirn für Erwachsene und eines für Kinder bekanntgegeben.

Büttenreden sind ein wichtiger Teil jeder Erwachsenen-Sitzung. Ein Redner stellt sich in die Bütt (das ist ein altes Wort für „Fass“) und macht sich lustig – zum Beispiel über Politiker. Auf der Bühne wird aber auch viel getanzt: Dafür sind die Tanzgruppen da, die es in Köln schon sehr lange gibt.

Von Lioba Lepping